In jeder Beziehung wirken sowohl bewusste als auch unbewusste Faktoren. Gerade diese unbewussten, tiefer liegenden Anteile der Beziehungsdynamik bewirken oft, dass man sich immer wieder in ähnlichen Konflikt- oder Problemsituationen wiederfindet. Das Gelingen einer Paarbeziehung hängt im Wesentlichen davon ab, was Sie aus der Dynamik Ihrer Beziehung machen.
1 und 1 gleich 3
Wenn sich zwei Menschen zusammenfinden, finden laut der amerikanischen Psychologin Liz Greene komplexe psycho-alchemische Prozesse statt. Das was dabei entsteht ist mehr als nur die Summe der “Zutaten” der beiden Liebenden – es entsteht etwas Neues, etwas Drittes, die Beziehung selbst – oder mit anderen Worten ausgedrückt – die Dynamik der Beziehung.
Dieses geschieht ähnlich wie beim Kuchenbacken, wobei durch das Zusammentun der Zutaten wie z.B. Mehl, Eier, Milch, etc. etwas Neues – der Teig entsteht, der gänzlich verschieden von den vorherigen Zutaten ist. Man kann aus dem Teig auch nicht wieder Milch, Mehl, Eier, etc. machen, sondern man muss mit dem weitermachen, was jetzt da ist. Dieser “Teig” entspricht der Dynamik in einer Beziehung.
Am Anfang ist jede Beziehung schön
Zu Beginn einer Beziehung ist diese Dynamik in der Regel sehr positiv. Man ist frisch verliebt und projiziert ohne es zu merken seine schönsten Wünsche, Sehnsüchte und Träume – oder weniger pathetisch – eine Art Lebensentwurf auf den Partner oder die Partnerin. Dadurch verläuft die Beziehung harmonisch und man ist glücklich.
Verliebtheit hält bekanntlich nicht ein Leben lang an, und früher oder später kommt es zu kleineren oder größeren Ent-Täuschungen. Man sieht den Partner in einem anderen Licht. An diesem Punkt verändert sich die Beziehungsdynamik und entweder erfolgt eine Trennung, Resignation oder man “rauft sich zusammen” und konzentriert sich auf gemeinsame Ziele wie z.B. Kindererziehung, Hausbau, geschäftliche oder soziale Projekte, etc.
Jede Beziehungsdynamik wird irgendwann negativ
Jeder Mensch entwickelt im Laufe seiner Biographie verschiedenste Widerstände und Abwehrreaktionen – meist durch (früh-) kindliche Erfahrungen mit den nächsten Bezugspersonen. Da wir auch mit den aktuell engsten Bezugspersonen nicht immer von unserer Schokoladenseite aus agieren können, treten wir auch nicht ausschließlich mit der Schokoladenseite unserer Partner in Kontakt. Das bedeutet, dass früher oder später die Abwehrreaktionen der Beziehungspartner aufeinanderprallen und es zu Vorwürfen, Anklagen oder Rückzug kommt.
Allerspätestens ab diesem Zeitpunkt ist es notwendig, sich für unsere inneren Dynamiken und die Dynamik der Beziehung zu interessieren und diese achtsam zu verändern. Ganz gleich ob man nun zusammen bleiben oder sich gütlich trennen möchte.
Die Umkehrung der Dynamik
Ein erster wichtiger Schritt zur Umkehrung der Dynamik besteht darin, sich bewusst zu machen, dass man nicht nur die Sonnenseite von sich selbst oder eines Partners haben kann, sondern sich mit sich und seiner Partnerin oder seinem Partner mit der gesamten psychischen Ladung, sozusagen mit dem “ganzen Paket” auseinandersetzen (oder vielleicht besser: zusammensetzen) darf. Das heißt mit ihren/seinen Vermeidungs- und Abwehrmechanismen, Strategien, Ängsten, schönen und nicht so schönen Seiten. Wenn man auf diesem Weg etwas erreichen möchte, egal ob Einheit oder gütliche Trennung, gibt es zunächst einen Weg: Auf einander zu!